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Barbara Blog, Indien, Reisen Leave a Comment

 

Und nun der Sprung vom 10 Meter Turm ins kalte Wasser:

 

Teil 1: Indien vom 7. März – 29. März 2007

Vor der Reise

Irgendwann im Winter 2006/7 haben Sandra und ich uns entschieden, eine Auyurvedakur zu machen. Tagelang im Internet verbracht, Sri Lanka oder Indien? Ressort um Ressort angeschaut, dann ein kompetentes Reisebüro in Zürich gefunden, das seit Jahren genau das anbietet, was wir wollen. Wir haben uns für Südindien, Kerala, und das Ressort Somatheeram wegen seiner auyurvedischen Tradition entschieden.

 

India

Sonnenaufgang im Somatheeram

 

Mittwoch, 7. März 2007 Flug Zürich – Doha

Früh aufgestanden (6.00), fertig packen, Kaffee, rauchen (der Countdown läuft), duschen – hühnere herum und fühle mich sehr unsicher. Ist diese Kur das Richtige, ist das nicht egoistisch, geht das gut mit Chica, Rebecca und Mami. Sage aber nichts und um ¼ nach 7 kommt Antonio und bringt uns zum Bahnhof.

Der Zug hat Verspätung und dann kommt auch noch die Durchsage „Zug fährt ab Gleis 11“, Rolltreppe geht nicht – toller Start.

Im Zug kein Speisewagen und kein Wägeli. In Zürich reicht es zum Haarbürste kaufen (typisch für mich!), einchecken, marschieren, Zug fahren, durch Zollkontrolle, Smoking Lounge (welcher grandiose Name für ein pitoyables Zimmerchen voll mit Gestank!) und ab ins Flugzeug. Keine Gemütlichkeit mehr, keine Zeit für Kaffeetrinken im Starbucks + Shoppen wie in früheren Jahren.

Flug nach Doha mit Qatar Emirates, wir haben uns auf die orientalische Gastfreundschaft gefreut. Und dann Doha – International Airport – 5 ½ Stunden Warten, fremde Welt. Was aussieht wie ein Spielzimmer, ist für einen anderen Zweck bestimmt. Alles gross, hoch und weiss, als einzigartiges Ereignis angekündigt und nix geliefert. Raucherzimmer geplättelt in weiß, von Uniformierten bewacht! Rauch relativ dick, welch krönender Abschluss einer langen Raucherkarriere.

Wir schauen alles an, ist ja auch nicht so viel, ein bisschen Souvenir, viel Bling Bling, wenige Bücher, davon kaufe ich zwei, sitzen in Cafeteria und trinken schlechten Kaffee und hängen sonst rum. Die Sicherheitskontrollen brauchen gottseidank auch wiederum sehr lange, somit sind wir beschäftigt.

 

Donnerstag, 8. März 2007 – Flug Doha – Trivandrum

Irgendwann fliegen wir ab. Absolutes Highlight vor dem Abflug: Eine Stewardess rauscht durchs Flugzeug begleitet von der Durchsage „If you mind, close your eyes and mouth, we will spray now“ und bschschschsh begießt sie uns alle. Erinnert mich an das Palace Hotel in Taipeh, da kamen sie auch jeden Abend pünktlich um die gleiche Zeit mit einem roten Kanister auf dem Rücken und dann wurde mit der Handpumpe alles vollgesprüht (aber ohne Warnung und dies in einem 5 Stern Hotel).

4 ½ Stunden bis Trivandrum, der Hauptstadt von Kerala. Jetzt ist der Flieger proppevoll, sehr wahrscheinlich indische Gastarbeiter aus den Emiraten. Alkohol ist gratis, also schütten die einen Whisky nach dem anderen rein, begleitet von einer Dose Bier. Beladen übrigens mit zig Tüten vom Duty Free Shop (noch mehr Alkohol?), die entgegen jedem physikalischen Gesetz auch noch ins Handluggagefach müssen.

Ankommen nach einer durchflogenen Nacht in TrIvandrum International Airport, nochmals eine andere Dimension. Endlich aufs Klo, aber hallo, diese Dinger kennen wir doch! Das war das Klo auf der rechten Seite, das Klo links wäre dann ein „normales“ gewesen. Es lebe die Bürokratie, wenn sie nur stempeln können, Papierli hier, Papierli dort. Duty Free Shop = kleines Blechlädeli (nicht größer als ein Kiosk bei uns), ich glaube, es gibt nur eine Halle für Ankunft und Abflug, werden es ja in 3 Wochen sehen.

Erstmals Geld gewechselt (1 $ = 42.90 Rupees, 1 CHF = 32 Rupees, 3 CHF = 100 Rupees oder so ähnlich).

Meine Sinne sind überreizt durch den Schlafmangel, das macht das Ankommen in einer anderen Umgebung so spannend. Und dann eine neue Welt, wenn Du aus dem Airport heraustrittst. Hinter den Gittern stehen Hunderte von Menschen, alle lachen und haben ein Strahlen im Gesicht, die Farben sind intensiv, der Lärm ist intensiv, die Gerüche sind intensiv. Und es hat viele Bettler.

George, unser Driver, ist in weiß gekleidet und er macht meinem Schutzengel George keine Freude (aber das wussten wir damals noch nicht!). Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, vielleicht ein ähnliches Bild wie in Thailand, aber es ist nochmals anders: lauter, schmutziger (vor allem: Plastik, Plastik, Plastik) und stinkiger. Der Verkehr laut, langsam aber flüssig, Strasse geteert, aber nicht sehr breit und dann kommt gleich der hellbraune Sand, so als hätte man einen Teerteppich auf den Sand gelegt.

Viele Blumen, Büsche und Bäume, Flame Trees blühen im Moment nicht, aber Goldregen, gelbe Trompetas, Plumbago, Hibiskus, wenig Oleander, Bougain, Jasmin, fleißige Lieseli, Frangipani, Gardenia (geruchlos!).

Fahrt etwa 40 Minuten, entlang der Strasse Hüttlis, kleinere und größere Häuser, Tempel, Kirchen (viele Christen hier, kein Wunder: hier sind die Portugiesen durchgekommen, dann die Engländer, entsprechend der architektonische Stil der Kirchen, einmal sieht es aus wie in Mexico, dann wieder glaubt man sich in England) und Lädelis à gogo. Fleisch hängt hier offen herum, wer isst das? Wo sind all die Vegetarier? Hunde, Kühe und Katzen, eigentlich gut genährt.

Langsam wird aber alles zu viel und die Ankunft in Somatheeram ist wie in einem Film: rote Erde, Holztor, dahinter Ruhe und nur kleine Gebäude im Kerala Style.

 

view from dining room

Ausblick vom Dining Room auf das Meer

 

Blumenkette übergestreift bekommen, Sandras Cottage ist noch nicht bezugsbereit. Mein Cottage (Nr. 210) liegt weit von ihrem entfernt. „Please, madam, follow me.“ Und dann folgt ein langer Marsch zum Meer runter über romantisch aber unpraktisch angelegte Weglein (es sind 120 Stufen und eine gefühlte Höhendifferenz von 200 Metern). Mein Cottage (eines von 2 x 3 separaten Häusern) liegt an einer Böschung direkt am Meer, die Brandung tost wie verrückt, dabei scheint es relativ flach zu sein.

Runder Raum (von außen sieht das aus wie in Afrika) mit großem Bett und Moskitonetz, großes Bad mit Marmor und kluger Dusche mit Regenwaldbrause.

Schlafe unruhig, wache auf, glaube Therapie verschlafen zu haben, ist erst 12, suche Sandra im großen Hotelgebäude, das außerhalb des Ressort liegt, hört mich nicht. Zurück ins Bett und um 4 wach. Telefon von Rezeption „Your doctor’s appointment is at 4.30.“ Checke irgendmal, dass ich die Uhr falsch gestellt habe (1/2 Stunde vergessen). Langer Antrittsbesuch bei Ärztin (sie ist die stellvertretende Chefin, Hierarchien sind hier sehr wichtig) zu zweit, komisch beim Ausfüllen der Formulare lasse ich die Geschichte mit den Augen aus.

Mein Dosha-Typ: Pitta (das ist der Allerweltstyp), jetzt muss ich mich beim Essen daran halten, aber die Versuchung ist zu groß, auch von Kapha oder Vata zu nehmen. Sandra ist ein Mischtyp Kapha-Vata.

Danach erste Behandlung bei Shana, zwei Stunden Massage mit Händen und Füssen. Fühle mich desorientiert und 3 Wochen scheinen heute eine verdammt lange Zeit.

Essen spät, nach Behandlung sollte man eine Stunde ruhen und dann Gel und Pulver (sieht aus wie Hühnerkacke) abwaschen. Der lange Weg, trotz Beleuchtung für mich halt nicht angenehm, die Geräusche vom laut knallenden Meer, den Raben (so omnipräsent, sie haben alle anderen Vögel verscheucht), die Hunde, der Geschmack von brennendem Müll, alles fremd.

Letzter Cigarillo geraucht.

 

 

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