Es gibt bestimmte Sachen, die waren bis jetzt immer meiner Mutter vorbehalten, das kennen sicherlich alle. Die Weihnachtsgutzi, vor allem die Aenisgutzi, obwohl sie nie so schöne Füsse hatten. „Jemmer nai au, Aenisbreedli ohni Fiessli!“ Und dann die endlosen Diskussionen, ob jetzt die anderen wohl Backpulver oder sonstiges Treibendes hineintun.
Ich habe mich dieses Jahr dann schlau gemacht und im Basler Kochbuch von anno domini (Ausgabe 1908) folgendes Rezept und dazu passende Erklärungen gefunden:
460 – 500 g auf dem Ofen ausgetrocknetes, gesiebtes Mehl
500 g fein gestossener und gut getrockneter Zucker
4 grosse oder 5 mittelgrosse Eier
2 EL voll erlesener Anis
nach Belieben 2 EL Kirsch (damit sie schöner aufgehen und den oft unangenehmen Eiergeschmack verlieren!)
24 Stunden trocknen lassen, aber nicht auf dem Ofen (sie müssen ja von oben trocknen) und dann bei schwacher Hitze. Aha, wie lange und wie viele Grad? Dumme Frage, zu dieser Zeit wusste man (respektive Frau) noch ohne Temperaturangaben, wie lange zu backen war.
Ich habe dann eine Variante (Quellen sind Mutters Kochbuch und die gute alte Tante Fülscher) gewählt, die ein bisschen einfacher ist:
Basler Kochbuch von 1908
Die Fortsetzung folgt dann morgen (jetzt muss ich den Sauerbraten in den Ofen schieben), falls Ihr Euch aber heute schon daran machen wollt, bitte:
Zutaten
3 Eier
300 g Puderzucker
1 Prise Salz
2 EL Anis
350 g Mehl
2 EL Kirsch
Zubereitung
Eier und Zucker mit dem Schwingbesen der Küchenmaschine schaumig rühren (mindestens 10 Minuten)
Kirsch und Anis dazugeben
Mehl nach und nach dazu geben (der Teig ist noch leicht klebrig)
Teig in der Schüssel bedeckt 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen
Backblech mit Backpapier belegen
Teig 1 cm dick auswallen und Gutzi ausstechen
Gutzi auf Backblech legen und über Nacht zimmerwarm bei gleichbleibender Temperatur austrocknen lassen
Ofen auf 150° C vorheizen und während 12 – 15 Minuten auf der untersten Rille backen.
Timing is everything! Sicher, aber warum komme ich dann erst jetzt mit einem Rezept für Weihnachtsgutzi? Ganz einfach, ich hatte keine Zeit und Musse (Kochen und Backen ist Meditation). Aenisgutzi sind auch unter dem Jahr herrlich, besonders wenn sie ein bisschen hart sind und sie im Kaffee getunkt werden!
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